Auch heute starten wir in den Tag mit einem Bad im See. Auf dem heutigen Programm steht einzig die Fahrt nach Vilnius, dies sind gerade mal 40 km. In Vilnius angekommen machen wir es uns auf dem Campingplatz gemütlich.
Am nächsten Morgen um 9.00 Uhr machen wir uns auf den Weg um Vilnius zu besichtigen. Nach einer viertelstündigen Busfahrt stehen wir an der Südgrenze der Altstadt. Wir gehen durch das Tor der Morgenröte, dieses ist das letzte noch erhaltene Tor, von fünf Toren die die Stadtmauer markierten. Es ist nicht nur ein großartiger Zugang zu einem der besterhaltenen Teile der Altstadt, sondern birgt auch die Kapelle des Tors der Morgenröte der Barmherzigen Muttergottes mit der Vilnius-Madonna, einer Ikone, die Wunder vollbringen soll. Sie wird gleichermaßen von katholischen, orthodoxen und unierten (griechisch-katholischen) Christen verehrt und hat sich zu einem der führenden Pilgerziele Osteuropas entwickelt. Von den einstmals 105 Synagogen in Vilnius ist als einzige die Choralsynagoge aus dem Jahr 1894 übrig geblieben, jedoch gibt es unzählige orthodoxe und katholische Kirchen in dieser Stadt. Der Legende nach wurde Vilnius um 1320 gegründet. Am Ende des 16. Jahrhunderts zählte Vilnius zu den größten Städten Osteuropas. Drei Jahrhunderte später setzte die Industrialisierung ein: Eisenbahnen wurden gebaut und Vilnius wurde zu einer bedeutenden jüdischen Stadt. Im ersten Weltkrieg besetzten die Deutschen die Stadt, nach dem Krieg war sie in einem abgelegenen Zipfel Polens gefangen. Im zweiten Weltkrieg wurde sie wieder von den Deutschen besetzt, was das Todesurteil für die jüdische Bevölkerung bedeutete. Seit 1994 ist die Altstadt zum UNESCO-Welterbe erklärt worden.
Unser Gang durch die Altstadt, mit vielen Aufenthalten an und in Kirchen, dem Kathedralenplatz, Präsidentenpalast, der Universität und vielem mehr dauerte über 7 Stunden und brachte viele schöne Eindrücke.
Wir rüsten zur Weiterfahrt. Stellen, nachdem wir Frischwasser aufgefüllt haben, „Gretchen“ noch mal ab und gehen über den Platz um uns von einem Paar aus Hohentengen zu verabschieden. Zurück bei „Gretchen“ geht plötzlich unsere Elektronik nicht mehr (die Treppe brummt nur noch, die Wasserpumpe springt nicht mehr an, Licht geht nicht mehr – kurz um es geht innerhalb des Fahrzeugs nichts mehr). Wir drehen um, fahren zu unseren neuen Bekannten und Mario und Gerold bemühen sich gemeinsam um Schadensbehebung. Es wurde über alles nachgedacht, kaputte Sicherungen, kaputte Aufbaubatterie usw.. Batterie wurde abgehängt, Sicherungen raus und wieder rein gedrückt, nichts nützte – inzwischen ging auch der Kühlschrank nicht mehr. Jetzt wurde alles abgeschaltet, die Batterien abgehängt, das Solar abgehängt und danach alles wieder hochgefahren – und dann zum Glück alles funktioniert wieder und wir verabschieden uns nun endgültig.
Nur wohin? Ich möchte gerne in den Naturpark mit seinen vielen Seen fahren. Mario schaut sich das auf der Karte an und stimmt zu. Die ersten paar Kilometer sind auch total entspannt zu fahren, wir kommen an den ersten See und nutzen die Gelegenheit zu einem Bad. Weiter geht es, die Straße geht wieder einmal in eine Schotter- und Sandpiste über. (Ich möchte hier betonen, dass wir uns auf einer ausgewiesenen Straße befinden!). Der erste Platz, der als Übernachtungsplatz in Frage käme, gefällt Mario – mir aber nicht (keine Sonne und viel fliegendes Getier) also weiter. Wir beraten und beschließen, in Richtung einer größeren Straße zu fahren. Diese erreichen wir nach viel Geholpere um kurz darauf wieder auf einen Weg abzubiegen, denn ich habe auf unserem Navi einen Parkplatz mit Campingzeichen entdeckt. Nun stehen wir also wieder fast alleine (gerade werden auf der Wiese einige 100 m von uns entfernt 2 Zelte aufgebaut) direkt am See und genießen die Ruhe.
Nach einem erfrischenden Bad im See starten in den Nationalpark Aukstaitija. Am ersten etwas größeren See beim Ort Paluse halten wir, machen einen Plausch mit einem deutschen Paar, das hier übernachtet hat und fahren anschließend weiter – behalten diesen Platz aber als Übernachtungsplatz im Hinterkopf. In Ignalina (russisch geprägt mit Plattenbauten) decken wir uns mit Informationsmaterial über den Nationalpark ein und machen uns auf den Weg, diesen zu erkunden. Auf der Suche nach einem geeigneten Standplatz für unser „Gretchen“ werden wir leider nicht fündig und so „erfahren“ wir den Park – ca. 50 km. Eine super schöne Landschaft mit vielen Seen. Auf dieser Strecke beginnt unsere Elektronik wieder zu spinnen, das Radio/Navi geht an und wieder aus, der Kühlschrank macht das gleiche und die Wasserpumpe geht auch nicht mehr. Wieder in Paluse angekommen stellen wir uns an die Badestelle, an der Elektronik macht Mario nichts, wir gehen baden und beschließen die Nacht hier zu bleiben. Bei einem Spaziergang an die Anlege- und Verleihstelle für Boote bemerken, dass zwei große Lautsprecher aufgestellt wurden und ein reger Betrieb (mit Motorrädern) beginnt. Hier scheint heute Abend Party angesagt zu sein, also beschließen wir doch noch ein Stück zu fahren und einen anderen Platz zu suchen, immer im Hinterkopf, dass im Wohnbereich etwas nicht in Ordnung ist. Wir biegen in einen schmalen Weg ein (Sackgasse), er endet an einem kleinen See und beschließen hier zu bleiben. Decken den Tisch zum Abendessen, als eine Frau mit Hund und Kind zu uns kommt und uns höflich aber bestimmt zu verstehen gibt, dass dies privat ist und wir wieder wegfahren müssen. Also packen wir unser Abendessen wieder in den Kühlschrank und fahren weiter, zurück zu Landstraße wo wir wenige Kilometer später einen Rastplatz finden, der durch Bäume und Büsche von der Straße abgeschirmt ist. Mario schaltet nun den Kühlschrank komplett aus, alles andere im Innenbereich funktioniert nicht mehr – als wir unsere Handys aufladen möchten, bemerkt Mario, dass die Stromspannung absinkt, das heißt – eine Aufbaubatterie funktioniert nicht mehr. Mario schaltet die kaputte Batterie ab, macht ein Reset – und siehe da, unsere ganze Innenraumelektronik funktioniert wieder. Fazit: Das ganze Problem war einzig und allein die Batterie.
Nun funktioniert alles wieder und wir können beruhigt schlafen!
Während wir Frühstücken hört Mario ein Rumsen – er geht nach dem wir fertig sind nachsehen und bemerkt, dass es an der Ausfahrt von unserem Rastplatz einen Unfall gegeben hat. Es ist noch keine Polizei und Abschleppwagen vor Ort und wir starten gleich, da wir befürchten, dass wenn der Unfall aufgenommen wird, wir nicht mehr wegfahren können.
Da wir ja nun wissen, dass wir eine neue Batterie benötigen, müssen wir eine größere Stadt anfahren in der Hoffnung, eine solche zu bekommen. Laut Google gibt es in Panevezys eine Wohnmobilservice-Station!
Als wir Tanken, wir möchten auch unsere Gasflasche füllen, das nächste Problem – unser Adapter, das wir zum Füllen von Gas benötigen ist weg – wahrscheinlich irgendwann in den letzten 2 Tagen, durch das Befahren der schlechten Straßen, rausgefallen. Also brauchen wir auch das neu!!
Aber es ist halt Sonntag – wir erkunden den Ort per Womo. Finden einen Parkplatz und gehen zu Fuß in die Fußgängerzone. Hier findet ein Kulturfestival statt und wir hören und schauen uns einige der Aufführungen von Volkstanzgruppen, Kindertanzgruppen und Sängern an. Als wir durch den Ort fahren haben wir bereits am Fluss eine Badestelle gesichtet, diese fahren wir nun an und stellen fest, dass dies auch ein guter Übernachtungsplatz ist – also „Gretchen“ parken und baden gehen.
Mario googelt nach einer LPG-Servicestation und wird fündig. Wir fahren als erstes zur Womo-Servicestation – die Dame dort ist sehr nett, hat aber leider keine Gel-Batterie, gibt uns jedoch eine Adresse, mit dem Hinweis, dass wir dort eine solche bekommen können. Also fahren wir dort hin. Leider aber auch erfolglos – der Mitarbeiter dort ist sehr freundlich und ruft bei einer Firma in Kaunas an um sich zu erkundigen ob dort eine solche Batterie zu bekommen ist – und ja, diese Firma hat eine einzige Gel-Batterie, die wird sofort für uns reserviert. Nun steuern wir die LPG-Station an, hier sind wir sofort erfolgreich und haben unseren Adapter nach wenigen Minuten. Auf geht’s nach Kaunas, ca. 120 km. Unsere Batterie ist schnell gewechselt und wir sind 200,- € ärmer. Wir haben bei der Einfahrt nach Kaunas ein großes Einkaufszentrum entdeckt. Dieses fahren wir nun an und bummeln durch die Geschäfte, hier findet Mario ein paar Sandalen (die günstigste Ausgabe des heutigen Tages). Wir wollen nun zur Besichtigung von Kaunas aufbrechen und erleben eine üble Überraschung. Unser „Gretchen“ springt nicht mehr an, macht keinen Mucks mehr. Was tun??
Mario versucht telefonisch Hilfe zu bekommen, dies stellt sich wiederum schwierig da. Er bekommt eine Telefonnummer nach der anderen – keiner versteht jedoch, dass wir das Auto nicht bringen können. Dann haben wir jedoch auch wieder Glück, denn auf den Parkplatz fährt ein Womo, ich steige aus und bitte den Mann um Hilfe. Mario unterhält sich mit ihm, er telefoniert mehrmals und es kommt Hilfe, in Form eines Abschleppwagens. “Gretchen“ wird angehängt und angezogen, springt an, und wir fahren hinter dem Abschleppwagen her zu einer kleiner Werkstatt irgendwo in Kaunas. Inzwischen ist es fast 16 Uhr und der Mechaniker macht sich auf Fehlersuche. Der Chef der Werkstatt kommt dazu und das große Rätselraten beginnt. Sie stellen fest, der Starter ist in Ordnung, die Batterie auch, es muss ein Kabel sein. Es ist schon nach 19 Uhr, als sie das Starterkabel rausziehen und den Fehler finden. Der Chef fährt mit seinem Auto los um ein neues Kabel zu besorgen, kommt jedoch erfolglos zurück. Jetzt werden die kaputten Fasern des Kabels abgeschmirgelt, gelötet und neu ummantelt. Nun heißt es, alles zusammenbauen und hoffen, dass jetzt wieder alles funktioniert.
„Gretchen“ tut uns den Gefallen und springt wieder an und das auch nach mehrmaligen ausmachen und wieder anlassen. Inzwischen ist es 20.30 Uhr und wir verlassen die Werkstatt und machen uns auf die Suche nach einem Campingplatz.
Zwischendurch hatten wir die Befürchtung, dass wir „Gretchen“ in der Werkstatt lassen und wir in der Werkstatt schlafen oder ein Hotel suchen müssen.
Wir gönnen „Gretchen“ einen Tag Ruhe!
Mit den Fahrrädern machen wir uns auf den Weg Kaunas zu erkunden. Kaunas liegt am Zusammenfluss von Nemunas und Neris und ist die zweitgrößte Stadt Litauens. Vom Campingplatz aus erreichen wir die Burg Kaunas nach wenigen Kilometern, dort stellen wir die Räder ab und erkunden die Altstadt zu Fuß. Wir erreichen den Rathausplatz, mit einem Rathaus das eher wie eine Kirche aussieht und im Volksmund „weißer Schwan“ genannt wird. Wir besichtigen die Georgenkirche, sowie die eindrucksvolle St. Peter-und-Paul-Kathedrale. Wir gehen zurück zu unseren Rädern und fahren zur Neustadt, wo sich weitere Sehenswürdigkeiten befinden. Schließen fahren wir mit einer alten Standseilbahn zur Auferstehungskirche hinauf. An dieser Kirche wurde über 50 Jahre lang gebaut und hat einen 70 m hohen Turm. Von der Plattform aus kann ganz Kaunas überblicken. Auf dem Rückweg durch die Altstadt suchen wir uns ein schönes Restaurant und genießen die litauische Küche. Zurück auf dem Campingplatz setzen wir uns noch gemütlich in die Abendsonne. Neben uns stellt sich ein Paar aus Dresden mit denen wir ins Gespräch kommen. Er frägt nach einiger Zeit der Unterhaltung ob wir einen „Polen“ mittrinken. Das tun wir, es ist ein Wodka der aufgefüllt wird mit Kirschsaft, sehr lecker. Ich trinke nur einen und setze mich danach wieder rein, Mario und der Dresdner stehen draußen und trinken noch ein paar Gläschen, als die beiden Feierabend machen ist Mario ordentlich beschwipst.