Da unsere Wäsche nicht trocken ist, verbringen wir den Vormittag noch auf dem Campingplatz. Mario geht im See baden. Um 11.30 Uhr packen wir die Wäsche ein – bzw. wir verteilen sie, da sie noch nicht trocken ist, im ganzen Womo. Wir fahren nach Kuopio, wo wir über den schönen Marktplatz bummeln. Auf unserer Weiterfahrt kommen wir (logischerweise) am Hafen vorbei, wo wir unbedingt halten müssen. Hier ist richtig was los, am Abend ist Weinfestival – also bleiben wir. Der Eintritt fürs Festival soll 30,-- € kosten – wir kaufen keine Karten. Bleiben außerhalb des Festivalgeländes – die Musik ist auch da zu hören. Wir trinken ein Bier (es schmeckt nicht, ist ziemlich lasch). Die Nacht verbringen wir am Yachthafen, in der Nähe des Festivals.
Der Himmel ist bedeckt – trotzdem fahren wir zum Puijo-Aussichtsturm. Bevor wir mit dem Aufzug auf den Turm fahren können (er ist noch geschlossen) machen wir einen kurzen Spaziergang zu den Skisprungschanzen (einen kleinen Sprungturm kann man erklimmen). Zurück beim Aussichtsturm fahren wir nach oben, die letzten Meter zur Plattform legen wir über Treppenstufen zurück. Trotz des nicht so schönen Wetters ist die Aussicht von hier oben grandios. Man hat einen Blick auf Kuopio und sieht, dass die Stadt fast gänzlich von Seen und Wald umringt ist. Bei Regen fahren wir weiter und machen erst wieder in Outokumpu halt. Hier gilt es ein altes Kupferbergwerk zu besichtigen. Da wir heute keinen Campingplatz benötigen, durchqueren wir die Stadt Joensuu und fahren bis Kontiolahti, wo wir im Biathlonstadion unseren heutigen Übernachtungsplatz finden.
Der Regen hat aufgehört, die Sonne lugt zwischen den Wolken hervor.
Was man bei uns in Deutschland nicht erleben würde: Hier am Biathlonstadion, es ist alles dicht. Jedoch gibt es ein Gebäude mit WC’s und Duschen das öffentlich zugänglich ist. Die Duschen sind super sauber, es kommt heißes Wasser, so dass wir beschließen hier zu duschen. Wir verlassen die Dusche so, wie wir sie vorgefunden haben (es gibt sogar Wasserabzieher, damit bekommt man den Fliesenboden sogar trocken)! Unser weiterer Weg führt uns über eine landschaftlich sehr schöne und kaum befahrene Strecke (zwischendurch auch wieder unbefestigt). Wir machen einen kurzen Stopp, Mario will schauen ob die Blaubeeren reif sind. Wenige Kilometer später ein nächster Halt – wir stehen an einer Wiese, die in voller Blüte steht – dementsprechend duftet es hier atemberaubend. Da wir mit „Gretchen“ mitten auf dem Weg stehen (Platz zum Parken gab es nicht), müssen wir, da ein Auto kommt, recht schnell wieder einsteigen und weiterfahren. Weiter geht es über Lieska nach Nurmes. Hier besichtigen wir das „Bomba-Haus“ (das eine Karelische Geschichte als Hintergrund hat). Unsere heutige Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich nicht so einfach (beim Bomba-Haus wollen wir nicht stehen), also fahren wir ein bisschen hin und her um letztendlich doch in der Nähe des Bomba-Hauses, in der Nähe eines Hotels, direkt am Pielinen-See zu stehen.
Wir machen uns auf in Richtung Kuusamo. Unser erster Halt ist am Wanderparkplatz in einem Nationalpark mit der Hauptattraktion, Hiidenportti (Teufelspforte). Zu dieser „Teufelspforte“ gehen wir wie durch einen Märchenwald mit alten Bäumen und einem Sumpfgebiet (dieses durchquert man auf Holzbohlen). Wären wir zur richtigen Zeit hier, könnten wir Blaubeeren pflücken oder Pilze sammeln - schade. Obwohl es ideales Wetter für eine Wanderung ist, haben wir uns „vermummt“ – die wildesten Tiere hier sind nämlich die Schnaken. Nach ca. 1 ½ Stunden kommen wir an der „Teufelspforte“ an – ein tiefliegender See mit steilen Klippenwänden. Nach kurzer Rast machen wir uns auf den Rückweg und treffen auf einer Holzplanke liegend eine schwarze Schlange, die sich freundlicherweise fotografieren lässt und dann das Weite sucht. Über Kuhmo fahren wir zu einem weiteren Nationalpark, dem Lentuan, wo wir uns auf dem Waldparkplatz zum Übernachten einrichten. Nun folgt eine zweite, kurze Wanderung, zu den doch eindrucksvollen Stromschnellen.
Ps.: Ich (Helga) habe heute unser „Gretchen“ auf Schotterstraße gefahren!
Die Sonne scheint – fühlt sich gut an! Nach nur 60 km auf der Landstraße, auf der immer wieder Seen durch die Bäume glitzern, biegen wir ab und fahren Richtung Russland. Doch schon nach wenigen Kilometern auf der recht guten Schotterstraße kommt ein Abzweig zu einem See – den nehmen wir. Wir landen mitten im Wald am See, mit einem schöne Platz für uns und unser „Gretchen“ und beschließen zu bleiben (es ist gerade mal 12 Uhr). Bei einem Spaziergang am See entlang kommen wir zu einer Hütte mit Grillstelle und einem Schopf mit geschlagenem Holz (alles offen und für „Jedermann“). Wir nehmen ein paar Holzscheite mit. Nach einem Sonnenbad und einem Bad im See machen wir an der Grillstelle unweit unseres „Gretchens“ ein Feuer. Als entsprechende Glut vorhanden ist legen wir Kartoffeln (in Folie gepackt) ins Feuer und grillen uns Fleisch. Später gibt es noch Würstchen am Stecken über offenem Feuer gebraten – lecker!
Als die Mücken kommen geben wir unsere Grillstelle auf und verziehen uns ins hoffentlich mückenfreie Womo. Ein schöner Tag neigt sich dem Ende. Sonnenuntergang heute ist um ca. 23.30 Uhr.
Bevor wir losfahren nehmen wir ein Bad im See – herrlich!
Bevor wir Suomussalmi erreichen halten wir noch bei zwei Denkmälern bzw. Gedenkstätten, die an den Winterkrieg 1939 erinnern. Hier wird der ausdrücklich der Opfer beider Seiten (Finnen und Russen) gedacht. Das Winterkriegsmonument mit einem großen Steinfeld (jeder Stein steht für einen gefallenen Soldaten) und Denkmal mit 105 Kupferglocken (eine für jeden Kriegstag) wurde 2003 eingeweiht. Das zweite Denkmal ist das Flammen-Monument von Alvar Aalto und erinnert ebenfalls an die Opfer des Winterkrieges. Nach diesen, doch nachdenklich stimmenden Eindrücken fahren wir weiter, durchqueren Suomussalmi und erreichen wenige Kilometer später eine weitere berührende Sehenswürdigkeit auf einer Moorwiese. „Das Stille Volk“, fast 1.000 lebensgroße Figuren (Vogelscheuchen) mit Köpfen aus Grassoden und in Kleider gewandet, die im Wind wehen. Initiiert wurde diese Feld von dem Performancekünstler Reijo Kela, die Deutung überlässt er jedem einzelnen Betrachter. Unser Weg führt uns wieder weg von der Hauptverkehrsstraße auf einer kleineren Nebenstraße nach Hossa, wo wir wieder in einen Nationalpark fahren. Nach 8 km üble Schotterstraße kommen wir am Wanderparkplatz Julma Ölkky an. Von hier machen wir einen Bootsausflug mit der großen „Schaluppe“ in die „Tiefste Canyon-Schlucht Finnlands“. Sie ist 3 km lang und hat bis zu 50 m hohe Felswände mit Felsmalereien, die man nur erkennt, weil der Bootsführer explizit darauf hinweist. Außerdem gibt es einen Wasserfall der doch sehr mickrig ist. Wir überlegen kurz auf dem Platz zu übernachten und morgen eine Wanderung einzuplanen – alleine die Mücken schrecken uns ab. Wir fahren auf der Schotterstraße wieder zurück und finden nach kurzer Zeit einen Abzweig, der oberhalb eines Sees in einer Parkbucht endet – hier bleiben wir. Mario geht baden. Später kommt ein paar mit Boot, die Frau fährt mit dem Boot zum Angeln raus, er bleibt am Ufer und macht Kleinholz. Sie kommt nach kurzer Zeit wieder zurück. Wir fragen ob es keine Fische gibt und bekommen als Antwort: „Nein – es gibt zu viele Schlangen“. Da wir neugierig sind gehen wir, als die beiden weggefahren sind zu ihrem Boot und sehen tatsächlich, dass neben dem Boot 2 Schlangen liegen – der Mann hatte sie mit dem Spaten erschlagen. Wir wissen nicht ob die Frau die Schlangen im Netz hatte.
Im Übrigen haben wir uns direkt nach dem Abendessen ins „Gretchen“ verzogen. Die Sonne scheint und das bis ca. 23.45 Uhr, aber die Schnaken haben auch bemerkt, dass wir da sind! ☹
Ps.: Mein Entschluss steht fest – ich (Helga) gehe hier morgen nicht baden!
Wir frühstücken im Freien – es gibt heute Morgen zwar keine Schnaken, aber viele winzig kleine Mücken umfliegen uns, so dass ich mir meine Jacke anziehe. Das Frühstück macht wegen der Viecher nur bedingt Spaß. Nach einem Stopp am See in Kuusamo fahren wir bis zu einem kleinen Fischereihafen, der zum Ort Mourusalmi gehört. Heute sehen wir zum ersten Mal Rentiere, die entlang der Straße „spazieren“ bzw. diese auch überqueren. Da auf dieser Strecke jedoch mehr Verkehr ist, war ein spontaner „Fotostopp“ nicht möglich, aber wir geben die Hoffnung nicht auf. Bereits um 13 Uhr haben wir unseren Übernachtungsplatz erreicht, der wunderschön am See mit Bademöglichkeit gelegen ist. Der Nachmittag verläuft gemütlich mit Baden, Sonnenbaden und Kaffee trinken – was kann man sich schöneres wünschen ?!