Sonntag, 05.05.2019
Ein ganz normaler Tag beginnt – und wird zu einem kleinen Abenteuer. Wir fahren auf gut ausgebauter Straße am „Jbel Bani“-Gebirge entlang bis Foum-Zguid einer netten Kleinstadt. Danach wird die Straße schlechter, wir haben uns gegen den direkten Weg nach Zagora entschieden. Wir wollen weiter durch die Berge und haben auf unserer Straßenkarte eine Passstraße gefunden, die letztendlich auch nach Zagora führt. Wunderschön führt uns der Weg durch Steinwüste, vorbei an Oasen und Melonenfelder (dies alles auf ca. 1.400 m Höhe). Wir fahren von der Passstraße ab, laut unserer Karte führt die Straße über Bleida nach Zagora. Doch leider endet die Straße in Bleida an einem Firmengelände. Man fragt wohin wir möchten, und zeigt auf eine Schotterpiste. Wir finden, das kann nicht stimmen und fahren ein Stück in die andere Richtung. Am Rande des Wegs steht Ahmed mit seinem Moped und bestätigt uns, mit Händen, Füßen und Französisch, das es nur die Schotterpiste gibt, aber wir können hinter ihm herfahren, was wir dann auch tun. Nach ca. 10 Minuten hält er bei einem Haus an und erklärt uns, dass er hier zu Hause ist. Er lädt uns ein auszusteigen um Tee zu trinken. Da viele Kinder um das Anwesen rennen packe ich eine Tüte Gummibärchen ein (was anderes haben wir nicht dabei). Ahmed führt uns in einen Raum, der ausgelegt ist mit Teppichen und Kissen und einem Fernseher. Diesen macht er für uns an und verabschiedet sich um zu Duschen. Die Kinder kommen zu uns in das Zimmer und setzten sich zu uns auf den Boden. Die Begrüßung ist für uns ungewöhnlich – die größeren Mädchen geben Mario die Hand, ich bekomme eine doppelten Wangenkuss auf der einen Seite und einen einfachen auf der anderen ?. Danach gesellt sich Mustafa zu uns, der den Tee zubereitet. Ahmed kommt geduscht zurück und wir trinken Tee. Aber wir werden nicht nur zu Tee eingeladen sondern bekommen auch reichlich zu essen. Nüsse, etwas das aussieht wie brauner Zucker mit Gewürzen, Brot, Salat mit kleinen Tomatenstückchen und Zwiebeln sowie eine Art Linsen und als Nachtisch gibt es Wassermelone. Essen tun nur wir beide zusammen mit Ahmed und Mustafa. Ein Junge lernt in der Schule Englisch und so versuchen wir anhand unserer Karte und vielen Gesten, herauszufinden ob wir umkehren oder irgendwie doch noch nach Zagora kommen. Die Herren sind sich nicht so ganz einige – der eine meint es ist möglich, der andere hat Bedenken. Heraus kommt, dass die einzige Möglichkeit von hier nach Zagora zu kommen über die Piste ist – eine Straße ist im Bau. Nach langem Hin- und Her werden wir eingeladen bei der Familie zu übernachten, dies lehnen wir dankend ab, denn wir wollen heute noch Zagora erreichen. Wir verabschieden uns herzlich von der Familie. Ahmed nimmt sein Moped, 2 seiner Kinder hintendrauf und fährt vor uns her, bis wir die richtige Piste nicht mehr verfehlen können, dann kehrt er um. Es geht für uns eigentlich nun immer am Bachbett (das natürlich leer ist) entlang, einige Male auch hindurch. Ab und an schlittern wir durch Sand, danach rumpelt es wieder kräftig und ich frage mich, was wohl auf dieser Fahrt alles kaputt geht. Nach einiger Zeit haben wir einen Mercedes vor uns, was nicht unangenehm ist – zeigt er uns doch den Weg. Die Durchfahrt einer Oase wird für uns sehr eng und wir streifen kurz an einer Steinmauer (der Schaden ist aber fast nicht zu sehen, es kostet nur einen Seitenstrahler). Der Mercedes vor uns hält plötzlich an einer Baustelle und es sieht wieder einmal aus, als wäre hier der Weg zu Ende – aber wieder Nein, es steigen ein paar Arbeiter in den Mercedes, wobei uns einer auf Französisch zuruft, dass das der Weg nach Zagora ist und wir fahren weiter hinterher. Nach insgesamt 40 km erreichen wir die Hauptstraße nach Zagora. Ab hier sind es noch einmal 60 km bis wir unser Ziel erreichen. Wir durchfahren die Stadt, Gretchen ist so dreckig, dass wir alle paar Meter angeboten bekommen, es zu waschen ☹. Etwas außerhalb finden wir den Campingplatz „Palmier“ . Hier werden wir begrüßt, in dem ein Teppich vor unserer Tür ausgebreitet und ein Tisch mit Decke darauf gestellt wird. Als Willkommen erhalten wir eine Kanne marokkanischen Tee.
Fazit: Der Weg war ein Abenteuer, das Kennenlernen der Familie und die Gastfreundschaft ein Erlebnis der besonderen Art und die Landschaft, die wir durchfahren haben war grandios. Keinen Kilometer des heutigen Tages möchten wir missen. Zum guten Schluss – es ist vieles in unseren Schränken umgefallen aber es nichts kaputt gegangen.
Montag, 06.05.2019
Nach dem gestrigen, ereignisreichen Tag, lassen wir es heute ruhig angehen. Wir besichtigen Zagora mit dem Fahrrad. Kaufen auf dem Markt ein – wie immer Obst, Obst und noch mal Obst, trinken anschließend Kaffee und fahren zurück um im Schatten den restlichen Tag zu verbringen.
Dienstag, 07.05.2019
Wir fahren in den für uns wahrscheinlich südlichsten Zipfel, in den Ort M’hamid – ein kleines Dorf am Rande der Sahara. Hier hören die befestigten Straßen auf und es geht nur noch mit Kamel oder Allrad weiter. Heute ist der erste Tag des Ramadan – so ist es sehr ruhig. In den kleinen Kaffees sitzen zwar ein paar Männer, aber keiner hat ein Getränk vor sich stehen – sie sitzen einfach nur im Schatten. Dies machen wir wenig später auch. Wir fahren auf einen Campingplatz mit eine kleinen Pool ?! Es hat im Schatten 42° und in unserem Gretchen sind es noch 2° mehr. Um 19 Uhr nach marokkanischer Zeit (durch den Ramadan sind wir 2 Stunden zurück) geht die Sonne unter und es wird temperaturmäßig etwas angenehmer.
Mittwoch, 08.05.2019
In Ermangelung anderer Straßen fahren wir den gleichen Weg bis Zagora zurück. Von dort bewegen wir uns durch das Draa-Tal mit seinen vielen kleinen Oasen bevor es wieder Bergauf (auf ca. 1700 m Höhe) geht. Es wird wieder kahl, keine Felder, keine Oasen und auch kein Sand mehr nur noch Steine. In der Gegend um Agdz fahren wir bis zum Pass Tinififf Tour entlang eines Canyon mit wunderschönen Ausblicken. Einzig die vielen LKW die hier die Straße hoch tuckern sind ein bisschen störend – aber die Fahrer sind freundlich und lassen uns überholen (bei unserem nächsten Stopp überholen sie uns wieder ☹und das Spie beginnt von vorne! Wir erreichen unser heutiges Ziel Ouarzazate, machen wie fast immer eine Runde durch die Stadt und suchen dann einen Platz zum Übernachten. Wie gestern schon geschrieben hat der Ramadan begonnen und wir müssen das Einkaufen von Brot in die Abendstunden verlegen.
Donnerstag, 09.05.2019
Das Filmstudio (mit Museum) hatte gestern Abend geschlossen, deshalb führt uns heute Morgen der erste Weg dorthin. Wir besichtigen die Räume und schauen uns die Requisiten (alles aus Pappmaché) an. Hier wurden Teile von Filmen, wie „Die Mumie“, „Lawrence von Arabien“ und viele mehr gedreht. Wir verlassen die Anlage und bummeln durch die Kasbah – die sehr gut erhalten ist. Die Deckenbemalungen und Konstruktionen beeindrucken dann doch. Nach diesem Kulturprogramm machen wir uns wieder auf den Weg und zwar zur Abwechslung wieder in die Berge. Durch das Dadestal fahren wir nach Tinerhir und von der in die Todra-Schlucht, die mit ihren 300 m hohen fast senkrechten Felsen Eindruck schindet. Die Einfahrt in die Schlucht und die ersten paar Kilometer, sie führen am Fluss entlang, werden touristisch vermarktet. Danach wird es ruhiger und es geht aufwärts, wir sind wieder so gut wie alleine und können Fahrt und Landschaft genießen. Wir erreichen das kleine Dorf Tamtattouche – hier bleiben wir über Nacht. Da wir auf einer Höhe von über 1.800 m sind, ist es von den Temperaturen her sehr angenehm. Der junge Kellner des Hotels und ein Freund erfreuen uns abends noch mit typisch marokkanischer Musik. In der Nacht kühlt es sogar auf 13° ab.
Freitag, 10.05.2019
In diesem Landstrich ist die Vegetation doch reichlich und wir kommen immer wieder durch kleine Dörfer und Oasen, fahren immer mal wieder an wasserführenden Flüssen entlang. Die ersten 150 km des heutigen Tages sind sehr abwechslungsreich und machen richtig Spaß, wir kommen, bedingt durch die vielen Fotostopps nicht so schnell vorwärts, was aber nicht schlimm ist. Als wir die Berge verlassen, wird es für die nächsten 100 km Fahrt von der Landschaft her doch ziemlich langweilig und es wird immer heißer, denn wir fahren noch einmal zur Wüste. Unser letztes Wüstenziel ist die „Erg Chebbi“ , eine aus einer Formation von kleinen Sanddünen bestehende große Düne. Sie hat eine Breite von 7 km, eine Länge von 35 km und ist bis zu 150 m hoch. Unser Übernachtungsplatz grenzt unmittelbar an die Düne und wir machen einen Abendspaziergang auf/bzw. in die Düne.
Samstag, 11.05.2019
Die Wärme in unserem „Gretchen“ lässt uns nicht gut schlafen, erst gegen Morgen kühlt es etwas ab. Heute verlassen wir die Wüstengegend um Richtung Norden zu fahren. Wir durchfahren die Orte Rissani, Erfoud und Errachida – überall ist „Tote Hose“, die Geschäfte und auch sämtliche Cafés, bis auf den einen oder anderen kleinen Tante Emma-Laden sind wegen des Ramadan geschlossen und wegen der Hitze sind auch nur wenige Menschen unterwegs, meist sitzen sie in den Schatten der Hauswände. Nach Errachida wird es landschaftlich wieder interessant, denn wir fahren am wasserführenden Fluss Ziz entlang. Das Tal ist richtig grün! Als wir von der Straße aus einen großen Stausee entdecken, müssen wir da natürlich hin ?. Selbstverständlich freut sich Mario, wieder einmal über Schotter fahren zu dürfen. Oberhalb des Sees bleien wir stehen und gehen den Rest des Wegs zu Fuß – Mario kann nicht an sich halten und geht baden (☹ich habe meine Badesachen leider im „Gretchen“ gelassen – selber schuld). Weiter geht es wieder an den Rand des Atlasgebirges und das ist Nachmittags, als wir an unserem Übernachtungsplatz ankommen auch zu spüren – es hat abgekühlt auf sage und schreibe nur noch 35°. Der Abend und die Nacht werden von den Temperaturen her richtig angenehm – eine wahre Erholung!