Samstag, 01.10.
Wir verlassen die Küste wieder um noch einmal in die Berge des Gran Sasso zu fahren, die Wetterprognosen sind gut. Diesmal fahren wir nicht auf der Autobahn sondern auf der Landstraße um auf schöner Strecke in den Nationalpark zu gelangen. Auf unserem Weg entdecken wir plötzlich auf einem Bergrücken eine Burg mit einem darunterliegenden Dorf und beschließen von unserem eigentlichen Weg abzufahren. Der Ort heiß Calascio und hat gerade mal noch ca. 130 Einwohner – wir parken unterhalb und beginnen unsere Wanderung zur Rocca di Calascio, die auf einem schroffen Felsrücken in 1460 m Höhe thront. Vier gemauerte Rundtürme stemmen sich gegen einen ummauerten, engen Burgfried, in dessen Mitte sich die massige Ruine eines Wehrturms erhebt. Etwas unterhalb der Burg befindet sich auf einem Felsrücken die kleine Kirche Santa Maria della Pietà. Im halbverfallenen Borgo Calascio das wahrscheinlich nach dem Erdbeben 1703 aufgegeben wurde, kehrt heute wieder Leben ein. Es befinden sich einige kleine Souvenirläden hier und das Rifugio della Rocca lädt zu einer Pause ein.
Wenige Kilometer nach denen wir Calascio wieder verlassen haben erreichen wir einen weiteren kleinen malerischen Ort Namens Santo Stefano di Sessanio, besticht durch seine engen Gassen. Mittendrin zwängt sich „La Bruscella“ durch die grauen Hausfassaden, ein Nadelöhr von einer Gasse, das der sog. „kleinsten Gasse Italiens“ in Civetella del Tronto Konkurrenz macht. Über den Dächern des Ortes ragt der markante Medici-Turm – der nach dem Erdbeben 2009 zum Opfer viel und nun wieder neu aufgebaut worden ist. Nun fahren wir aber endgültig nach Assergi, und hier an die Talstation bei Fonte Cerreto
Sonntag, 02.10.
Wir stehen auf knapp 1.000 Höhenmeter, entsprechend kalt ist es heute Morgen. Mario macht früh die Heizung an, so dass es, als wir aufstehen, im Wohnmobil angenehme, 20° hat. Wir laden unsere Fahrräder aus und um 10 Uhr starten wir bei Sonnenschein und blauem Himmel unsere Tour zur Bergstation des Campo Imperatore. Die Bergwelt ist einmalig und die weite Hochebene von karger Schönheit. An kleinen Seen weiden Pferde, eine große Schafherde ist unterwegs und bei einer leichten Abfahrt müssen wir bremsen um zu warten bis eine Rinderherde die Straße überquert hat. Die letzten 10 km hinauf auf 2.100 m sind besonders anstrengend, da dabei eine Steigung von 10 % zu befahren ist. Wir kommen nach knapp 3 Stunden, 27 km und 1300 gefahrene Höhenmeter glücklich und zufrieden an. Nach einer angemessenen Pause nehmen wir den Rückweg in Angriff, der nicht halb so anstrengend ist (weil meist bergab), wie der Hinweg. Als wir gegen 16 Uhr zurück sind, Stühle raus und machen Siesta – das haben wir verdient!
Montag, 03.10.
Heute fahren wir mit „Gretchen“ zur Bergstation des Campo Imperatore 2100m, dort schnüren wir unsere Wanderschuhe und machen uns auf den Weg zum Rifugio 2400 Höhenmeter. Bereits kurz vor 12 Uhr sind wir oben und genießen den Rundumblick bei strahlend blauem Himmel. Wenig später ziehen Nebelschwaden herein und wir machen uns auf den Rückweg. Unser heutige Fahrstrecke führt uns durch eine unwirklich, schöne, steinerne Landschaft, die eher an eine zentralasiatischen Hochebene als an Mittelitalien erinnert. Jetzt verstehen wir, warum diese Gegend als „piccolo Tibet dell’Abruzzo“ (kleines Tibet der Abruzzen) genannt wird. Man erzählt: „Als der Dalai Lama einmal die Hochebene besucht hat, sollen ihm die Tränen gekommen sein, die Landschaft habe ihn an seine verlorene Heimat erinnert“. Wenig später erreichen wir Castel del Monte mit seinen verwinkelten Gassen. Jetzt geht es hinunter in das Aterno-Tal mit der Stadt L’Aquilla, die unser heutiges Ziel ist. Die Altstadt von L’Aquila ist immer noch schwer gezeichnet von der Erdbebenkatastrophe am 6. April 2009, viele Häuser sind mit Stahlträgern versehen und mit Bändern umspannt, die den Einsturz verhindern sollen. Der Wiederaufbau ist in vollem Gange, überall stehen Kräne und Bauzäune – bis 2027 soll L’Aquila in altem Glanz erstrahlen. Wir werfen einen Blick in die Kirche Sante Maria del Suffragio und in die Basilica di San Bernadio und bummeln zum Forte Spagnolo (Castello) und dem Brunnen „Fontana Luminosa“. Danach wird es höchste Zeit auf Marios Geburtstag anzustoßen!
Heute wollen wir schlemmen und so machen wir uns am Abend noch einmal auf den Weg in die Altstadt um Essen zu gehen. Wir landen in der Pizzeria „La Malandrina“, wo wir jeder eine super leckere Pizza serviert bekommen. Den Abend lassen wir bei einem Gläschen Wein in unseren „eigenen vier Wänden“ ausklingen.
Dienstag, 04.10.
Wir lassen L’Aquila hinter uns, denn wir wollen einen weiteren Nationalpark erfahren. Nachdem sich Mario an einer Tankstelle fürchterlich aufgeregt hat, weil er kein Gas tanken durfte ☹ fahren wir bis Rocca di Mezzo, hier entdecken wir direkt an der Straße ein kleines, nettes Restaurant und machen eigentlich Kaffeepause, aus dieser wird dann aber eine Mittagspause mit essen der für die Abruzzen typischen Spieße aus Schaffleisch – sehr lecker. Westlich der Piana del Fucino erreichen wir die Stadt Celano wo wir wiederum die Burg Piccolomini besichtigen. In der Burg aus dem 14. Jahrhundert ist heute ein Museum untergebracht. Sie stellt eine der eindrucksvollsten Burganlagen in den Abruzzen dar. Nach dieser Besichtigung geht es weiter nach Süden auf einer spektakulären Strecke durch das Tal und die enge Schlucht des Sagittario. Am Lago di Scanno vorbei, durch einen Torbogen (max. 3m hoch, 3 m breit) fahren wir zum Passo Godi. Dieser befindet sich auf 1.600 m und wir finden hier überraschend einen tollen Übernachtungsplatz.
PS. Wir haben heute erfahren, dass wir unsere Gastanks mit LPG/ GPL in Italien nicht füllen können. Laut Internet wegen Steuergründen. Es dürfen nur noch Fahrzeuge die Gas fahren betankt werden.
Mittwoch, 05.10.
Wir befinden uns im Nationalpark Lazio e Molise, beim Mt. Godi. Wieder ist das Wetter wunderbar und so beschließen wir eine Wanderung zu unternehmen. Diese führt uns im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Wir sind die Wanderwege Y7, Y1 und A4 gelaufen. Als wir nach 3 Stunden auf den A4 treffen und diesen etwa eine halbe Stunde gelaufen sind, stellen wir fest, dass diese Wegführung nicht stimmen kann und so kehren wir um. Nach weiteren 3 Stunden sind wir, total fertig, wieder zurück. Wir haben zwischen 600 und 800 Höhenmeter (rauf und runter) zurückgelegt. Die Tour war anstrengend, die Landschaft jedoch wirklich sensationell.
Trotzdem haben wir beide heute vom Laufen genug.
Während dem Abendessen haben wir unsere Aufbautür offen, plötzlich steht höchsten 1 m von unserer Tür entfernt ein Fuchs, der zu uns reinschaut.
Donnertag, 06.10., Freitag, 07.10.
Wir verlassen heute endgültig die Abruzzen, mit dem Versprechen wieder zu kommen!
Wir schlängeln uns durch die Bergwelt über Opi und den Pass Force d’Acero nach Altina – und immer wieder versuchen wir an verschiedenen Tankstellen Gas zu tanken – erfolglos (unsere fest eingebauten Flaschen dürfen nicht gefüllt werden ☹). Ohne Stopp fahren wir durch schöne Landschaft nach Cassino und von dort an die Küste bei Formia. Ab hier halten wir Ausschau nach einem Übernachtungsplatz, den wir letzten endlich außerhalb von Gaeta finden.
Nur durch eine Straße getrennt, stehen wir am Mittelmeer. Die meisten Plätze haben geschlossen und so sind wir froh, den Stellplatz gefunden zu haben. „Gretchen“ abstellen und auf ins Meer, baden….
Am heutigen Freitag ist es bedeckt, aber super warm, so dass wir draußen frühstücken und anschließend baden gehen können. Baden, Strandspaziergang und Website bearbeiten sind heute die einzigen Aktivitäten.