Freitag, 15.10.
Die ersten paar Kilometer geht es auf der Autobahn nach Baza. Wir machen Stopp an einer Tankstelle und Mario klettert zum wiederholten Mal während unseres Urlaubs auf’s Womodach um den Verursacher des Geräuschpegels ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h zu suchen. Heute findet er die Ursache – die Gummimatte auf der unser Ersatzrad liegt, ist verrutscht. Ab jetzt herrscht eine himmlische Ruhe! Bei Baza verlassen wir die Autobahn wieder und fahren auf kleinen Straßen weiter. Wir durchqueren die Berge der Sierra de Lúcar und der Sierra de Los Filabres. In Macael kommen wir an großen Steinbrüchen entlang, in denen Marmor gebrochen wird. In Sorbas erreichen wir wieder eine größere Straße. Wir parken und machen einen Spaziergang durch den Ort, der aber keine Sehenswürdigkeiten hat. Ab hier verändert sich die Landschaft, die Berge haben ein Ende und wir kommen bei Tabernas in Europas einzige Wüste, die rund 280 Quadratkilometer umfasst. Oberhalb der Wüstenstadt Tabernas befindet sich eine Burg von der aus man eine schöne Aussicht auf die Wüstenlandschaft hat. Diese Wüste wurde von Filmschaffenden ab den 1960er Jahren für Filme wie „Lawrence von Arabien“, „Indiana Jones“, „Zwei glorreiche Halunken“ und andere mehr auserkoren. Nach diesen sehr unterschiedlichen Eindrücken steuern wir die Küstenstadt Almeria an, der Stellplatz am Hafen gefällt uns aber nicht und so verlassen wir die Stadt wieder und fahren zum Cabo de Gata. Hier stehen wir mit Blick auf das Mittelmeer an der Strandpromenade.
Samstag, 16.10.
Nach einem morgendlichen Bad ging es nach Almeria, parken dort am Hafen und machen uns auf den Weg die Stadt zu besichtigen. Viel Sehenswertes gibt es nicht, ein paar Kirchen und die Kathedrale die sich gegenüber des Rathauses befindet. Leider können wir die Kathedrale, die ab 1522 entstand, nicht besichtigen, wir vermuten, dass dort gerade eine Taufe stattgefunden hat, die Kirchentüren wurden vor unseren Augen verschlossen. Wir „erklimmen“ die Stadtmauer mit einer Statue von Christobal und blicken von hier über die Stadt, den Hafen und auf die Alcazaba von Almeria. Der Komplex wurde im 10. Jahrhundert vom ersten Kalifen Ab da-Rahman III. beauftragt. In ihrer Pracht soll sie damals der Alhambra von Granada kaum nachgestanden haben und umfasst insgesamt unglaubliche 35.000 Quadratmeter. Sie ist bis heute das zweitgrößte Bauwerk maurischen Ursprungs in Europa. Nachdem Almeria besichtigt wurde ging es in die Bergwelt der Sierra Nevada. Unser Weg führt uns durch kleinen Ortschaften, wo selbst in 1.000m noch Weinstöcke stehen. Faszinierende Felsen und Berghänge, die mit Kiefern bewachsen sind, begleiten uns auf schmaler Straße. Auf dieser Bergstraße waren wir meist alleine unterwegs, kaum ein Auto ist uns begegnet. Lediglich ein paar Radfahrer kamen uns entgegen und wir wurden von einer Gruppe Motorradfahrern überholt. Nach über 100 Kilometern auf dem Puerto de la Ragua an, der Pass befindet sich auf ca. 2.000 m Höhe - super schön, die Sonne scheint, hier bleiben wir.
Sonntag, 17.10.
In der Nacht hat es geregnet und es ist noch ziemlich "duster" als wir aufstehen. Was machen – ist die Frage: Weiterfahren, Radfahren, Wandern?? Um 10 Uhr entschließen wir uns dann zu einer Wanderung. Sie führt uns in 2 Stunden auf knapp 2.700 m Höhe. Die ersten 2 Kilometer gehen moderat bergauf, danach wird es nur noch steil mit wenigen Flachpassagen. Man merkt, dass Sonntag ist, es sind doch viele Leute unterwegs – die, wie wir, keuchend den Gipfel des Chullo, erreichen. Der Wind hier oben ist recht frisch und so halten wir uns nur eine viertel Stunde auf, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen. Nach einer kurzen Erholung und Kaffeepause bei „Gretchen“ fahren wir weiter. Auf kurvenreicher Straße erblicken wir, in den Kehren, immer wieder eine Burg. Diese thront oberhalb des Ortes La Calahorra, und wurde im 16. Jahrhundert unter Rodrigo de Mendoza errichtet. Heute ist sie im Privatbesitz des Grafen von Francavilla. Besichtigungen sind nur Mittwochs nach telefonischer Anmeldung möglich (Aber ehrlich, wir hatten auch keine Lust nach unserer Wanderung, diese Burg zu erklimmen). Wir erreichen die Autobahn und kommen wenig später in Guadix, unserem heutigen Reiseziel, an. Sogleich machen wir uns auf den Weg den Ort zu erkunden. Als erstes erreichen wir über ein breite Treppe die Kathedrale. Sie wurde ab 1594 an Stelle einer Moschee errichtet und bildet mit seiner rötlichen Fassade den unumstrittenen Blickfang. Im Inneren beeindruckt das wertvolle Chorgestühl und die hohe Kuppel. Unser weiterer Weg führt uns vorbei an der Alcazaba (Burgruine aus dem 11. Jahrhundert – leider nicht zu besichtigen) zu den Höhlenwohnungen, die zum Großteil bis heute bewohnt sind. Man erblickt die Hausfront und darüber, aus dem Berg kommend, ein Kamin. Inzwischen sind diese Höhlenwohnungen mit allem Komfort ausgerüstet und haben eine kontinuierliche Temperatur von 18 – 20° .
Montag, 18.10.
Heute geht es auf die Autobahn nach Granada. Wir machen hier aber keinen Stopp (Ps.: Bilder und Reisebericht zu Granada finden sich auf unserer Marokko-Reise?). Heute wird mal wieder etwas Strecke gemacht und so kommen wir bei Motril wieder an die Küste. Zu Beginn haben wir Steilküste, danach wird es wieder flach und es gibt Kies- bzw. grober Sandstrand. Leider ist hier die Bebauung bis fast ans Meer, so dass wir lange nach einem geeigneten Platz am Strand suchen.
Dienstag, 19.10.
Strecke machen war gestern. Heute kommen wir gerade mal 30 km, biegen von der Hauptstraße ab in Richtung Meer und als es fast schon nicht mehr weiter geht, stehen wir plötzlich vor dem Eingang des Womo-Stellplatzes „El Hornillo Playa“, in Almayate.
Mittwoch, 20.10.
Mit den Fahrrädern geht es als erstes in den Ort Almayate und anschließend nach Torre del Mar. Dort fahren wir die Strandpromenade entlang, hier ist die Saison noch nicht zu Ende, zum Teil sind immer noch Liegestühle und Sonnenschirme aufgestellt. In den Palmen der Strandpromenade ist Papageiengeschrei zu hören und wir verharren um die grünen Vögel zu beobachten und entdecken Nester mit Jungvögeln. In einer Strandbar/Restaurant kurz vor unserem Strandabschnitt machen wir Halt, hier essen wir Paella – sehr lecker.
Donnerstag, 21.10.
Wir verlassen unseren schönen Platz und fahren nach Malaga, wo wir direkt am Strand einen, ca. 5 km von der Innenstadt entfernt einen Stellplatz finden. Gegen Mittag starten wir mit den Rädern um Malaga zu erkunden. Als erstes erreichen wir den Mercado Ventral Atarazanas. Anstelle der einstigen arabischen Schiffswerft sind heute vor allem Lebensmittel vorzufinden. Ganz in der Nähe befindet sich die Kathedrale. Das 1528 an Stelle einer ehemaligen Moschee begonnene Bauwerk gehört zu den wichtigsten Vertretern der Renaissance in Andalusien. Kurios ist, dass der rechte zweite Turm wegen Geldmangel nicht fertiggestellt wurde. Die Kathedrale wird deshalb von den Einheimischen „La Manquita“ (die Einarmige) genannt. Wir gehen noch bis zum Teatro Romano, das am Fuße der Burg liegt. Am Plaza de la Merced mit einem Obelisk in der Mitte machen wir Tapas-Pause. Von hier aus fahren wir wieder mit den Rädern entlang der Strandpromenade und zum Hafen, danach geht es zurück.
Freitag, 22.10.
Unser heutiger Plan ist, bevor es richtig heiß wird, zur Alcazaba und von dort zum Castillo de Gibralfaro zu gehen. Mario hat die Idee mit dem Womo einen der Parkplätze in Altstadtnähe anzufahren – wir sind früh dran. Der Plan ging nicht auf: wir fahren ca. 1 ½ Stunden (fast 30 km) kreuz und quer durch die Stadt, eine Möglichkeit zum Parken finden wir nicht. Mario ist genervt, wir fahren zurück zu unserem Übernachtungsplatz, stellen „Gretchen“ ab und holen die Fahrräder raus. Inzwischen ist es kurz vor 12 Uhr und wir radeln an der Strandpromenade entlang, wo wir am Rathaus unsere Räder abstellen. Wir gehen zur Alcazaba, einer maurischen Festung die zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert entstand und aus mehreren sich nach oben fortsetzenden Mauerringen besteht. Von hier aus machen wir uns an den Aufstieg zum Castillo de Gibralfaro, die zweite bedeutende Festung Malagas. Diese Befestigungsanlage wurde im 14. Jahrhundert errichtet, um sich der zunehmenden, christlichen Angriffen besser erwehren zu können. Die Festung diente später auch als Kaserne und Gefängnis. Wir machen uns an den Abstieg, holen unsere Räder und bummeln durch die Innenstadt und durch Zufall kommen wir in eine Seitenstraße mit einer urigen Weinschenke. Es ist nur ein langer Schlauch, auf der einen Wandseite sind die Weinfässer aufgestapelt, in der Mitte befindet sich eine lange Theke und daran stehen die Gäste. Wir bestellen jeder ein Gläschen Weißwein (trocken), für unsere Verhältnisse ist er aber süß und hat ein ganz besonderes Aroma. Mario bestellt noch einen Rotwein und anschließend ein Muscatwein, beide zuckersüß, - aber wir haben viel Spaß und kommen noch mit einem Paar aus Schottland in’s Gespräch. Im Nachhinein, dank Internet, haben wir herausgefunden, dass wir in der ältesten Bodega für Malagaweine „Antigua Casa de Guardia“ eingekehrt waren. Dieses Lokal wurde vom berühmten Schnapsbrenner und Winzer aus Malaga, José de Guardia, 1840, gegründet.
Den alten Brauch, dass die Bestellung/Preise mit Kreide auf die Theke geschrieben werden, haben wir selbst erleben dürfen.